Donnerstag, 10. Januar 2013

GEFÄLLT! Tanne am Bergertorwall

Nordmanntanne am Bergertorwall

Ort: Bergertorwall
Baumart: Nordmanntanne (Abies nordmanniana)
Zeit: Dezember 2012
Foto: Meiko Haselhorst (NW)

Die Tanne wurde am 2. Dezember 2017 gefällt. Sie war rund 55 Jahre alt und vielleicht der höchste Baum in der Herforder Innenstadt.




Wenn die Tanne eine Fichte ist

IN HERFORD VERWURZELT (25) Die Neue Westfälische vergleicht in der letzten Folge; der Baumserie die beiden beliebtesten Weihnachtsbäume der Deutschen

Neue Westfälische, 21. Dezember 2012
VON MEIKO HASELHORST


Tannenblüten und -zapfen stehen nach oben ab.
Herford. "Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen." Ob der alte Knecht Ruprecht sich mit Nadelbäumen auskennt, ist nicht überliefert. Aber es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass es sich bei den Tannenspitzen um Fichtenspitzen handelt. Mit der kleinen Verwechslung ist er in guter Gesellschaft: Die hierzulande verbreitete Rotfichte wird nur allzu gerne als "Tanne" bezeichnet.

In Deutschland, so erklärt Baumexperte Uwe Höcker, gebe es eigentlich nur eine heimische Tanne: die Weißtanne. Sie ist aber nur in den Gebirgs- und Mittelgebirgswäldern anzutreffen. "Die Weißtanne braucht hohe Luftfeuchtigkeit und extrem saubere Luft", sagt Höcker. Da besagte Umweltbedingungen in Herford nicht anzutreffen sind, kennt Höcker nicht ein einziges Herforder Exemplar dieser Art.

Echte Tannen, so der ehemalige Mitarbeiter des städtischen Garten- und Friedhofsamtes, gebe es in der Stadt gleichwohl - die weitaus meisten allerdings nur im Dezember und ohne Wurzeln: die Kaukasus- oder Nordmanntanne, jener Baum, der seit den frühen 90er Jahren immer häufiger als familienfreundlicher Weihnachtsbaum angeboten wird. Zunächst nur als Christbaum für "Leute mit Geld" auf dem Markt, hat sie nach und nach die Fichte als Baum Nr. 1 abgelöst. Der Marktanteil der Nordmanntanne liegt mittlerweile bei 75 bis 80 Prozent. Ein Grund könnten - abgesehen vom Wuchs - die etwas weicheren und somit kinderfreundlicheren Nadeln sein.


Fichtenzapfen hängen nach unten.
Ob Tanne oder Fichte - als Wohnungsschmuck eignen sich ausschließlich Jungbäume. Die riesige Nordmanntanne am Wall hat in dieser Hinsicht wohl nichts mehr zu befürchten. Geradezu majestätisch ragt sie in der Nähe des Bergertors in den Himmel. Höcker erkennt bereits am Wuchs, dass es sich um eine Tanne und nicht um eine Fichte handelt. "Die Äste wachsen bis zum Boden hinunter aus dem Stamm und breiten sich gerader aus, anders bei der Fichte - da sind sie im Alter leicht hängend", erklärt er.; Dann nimmt er den Stamm unter die Lupe. "Die Rinde ist glatter als bei der Fichte und an einigen Stellen bilden sich Harzpocken." Für den Laien nicht so leicht zu erkennen. Doch Höcker kennt ein todsicheres Unterscheidungsmerkmal: die Zapfen. "Bei einer Fichte hängen sie meist im oberen Bereich des Baumes - und zwar immer mit der Spitze nach unten." Bei allen Tannen zeigen die Zapfen nach oben. Außerdem, so Höcker weiter, verlören Tannenzapfen noch am Baum ihre Schuppen und Samen, sodass im Winter die leeren Spindeln wie Stacheln vom Ast in die Luft ragen. Bei Fichten fallen sie in Gänze vom Baum und werden dort gerne vom Menschen aufgesammelt und - fälschlicherweise als "Tannenzapfen" bezeichnet - zu einem Dasein an Adventskranz oder Weihnachtsbaum verdonnert.


Rotfichte (Gewöhnliche Fichte) an der Hermannstraße
Unter der großen Rotfichte an der Hermannstraße liegen tatsächlich jede Menge großer Zapfen auf dem Boden, gut und gerne 12 Zentimeter lang. Auch die anderen von Höcker genannten Erkennungsmerkmale lassen sich mühelos überprüfen. "Die Rotfichte wird bis zu 50 Meter hoch und 600 Jahre alt", sagt Höcker. Der Baum an der Hermannstraße hat allenfalls 30 Meter Höhe, sieht aber schon recht imposant aus. "Die serbische Fichte, die hierzulande häufig in Gärten steht, ist übrigens schmaler im Wuchs und hat kleinere Zapfen - aber wir wollen die Leser mal nicht durcheinander bringen", sagt Uwe Höcker und lacht. Offenbar hat er im Rahmen der Baumserie nicht nur viel Wissen vermittelt, sondern auch selbst etwas gelernt.

In den vergangenen Jahren wurden zu Weihnachten in Deutschland 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Drei Viertel davon stammen aus heimischer Produktion.

1 Kommentar:

  1. Zu meinem Entsetzen wurde die Tanne am Bergertorwall gestern gefällt. Wir trauern am 1. Advent.

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