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Mittwoch, 28. November 2012
Ulmen am Deichtorwall
Ort: Deichtorwall nahe der Hertabrücke
Baumart: zwei Ulmen
Zeit: August 2012
Foto: Meiko Haselhorst (NW)
Kampf gegen einen Käfer
IN HERFORD VERWURZELT (7):
Die früher so häufige Ulme steht vor dem Aussterben
VON MEIKO HASELHORST
Herford. Früher war sie ein häufiger Baum. Auch hierzulande säumte sie Straßen oder spendete Schatten in Biergärten. Dann – vor knapp 100 Jahren – erschien ein Käfer auf der Bildfläche [der Ulmensplintkäfer]. Er sorgte für die Verbreitung einer Pilzkrankheit, die der Ulme bis heute zu schaffen macht [das sog. Ulmensterben]. „Der Baum ist mittlerweile vom Aussterben bedroht. In Herford gibt es nur noch zwei alte Exemplare am Wall“, sagt Baumkenner Uwe Höcker.
Die Betonung liegt auf „alt“. Die jungen Bäume lässt der Käfer in Ruhe. Er kann erst dann seine Fraßgänge im Holz anlegen, wenn Stamm und Äste dick genug sind. „Kleinere Ulmen kann man hier und da noch sehen, aber sobald der Stamm kaum armdick ist, kommt der Käfer und macht ihr den Garaus“, erklärt Höcker.
Der ehemalige Mitarbeiter des Garten- und Friedhofsamtes kann selbst nicht begreifen, wie das kleine Insekt es immer wieder schafft, einzelne Ulmen – man unterscheidet übrigens zwischen Berg- und Feldulmen – ausfindig zu machen. Hat der Käfer einen Baum erstmal in Beschlag genommen, bohrt er große Löcher in die Rinde und legt seine Gänge an. „Der Baum sieht dann aus, als sei er mit Schrot beschossen worden“, beschreibt Höcker.
Das eigentliche Problem: An seinem Körper trägt der Käfer besagte Pilzsporen. Und der sich entwickelnde Pilz verstopft die Wasserleitungsbahnen des Baumes. Er verdurstet. Höcker hat in seiner Zeit als Mitarbeiter der Stadt viele befallene Ulmen fällen müssen, „prächtige Bäume“, um die 30 Meter hoch und mehrere hundert Jahre alt. Aber wenn sie tot sind, könne man sie schlecht in der Landschaft stehen lassen.
Ein besonders schönes Exemplar hat er einst am Amtsgericht fällen lassen müssen. Das Unglaubliche: Der Baum kämpft auch Jahrzehnte später noch um sein Überleben. „Die Wurzeln treiben immer wieder aus.“ So kommen Auf der Freiheit immer wieder kleine Ulmen aus der Erde. Aber sobald die Triebe etwas dicker würden, sei auch wieder der verhasste Käfer im Anflug.
Ihn zu bekämpfen, ist fast unmöglich, weil ihm immer wieder Brutmaterial zur Verfügung gestellt wird. Der Käfer legt auch in anderen Bäumen seine Gänge an. Denen macht das allerdings nicht so viel aus.
Warum die beiden Ulmen am Wall noch nicht dem Käfer zum Opfer gefallen sind, weiß auch Uwe Höcker nicht. Möglicherweise haben sie eine Resistenz entwickelt. „In den Niederlanden gibt es übrigens Versuche, eine Kreuzung zu züchten, die gegen den Käfer immun ist“, weiß Höcker: „Ob das nachhaltig klappt, zeigt sich aber erst in ein paar Jahren.“
Ein Baum, 20 Sägeblätter
Uwe Höcker kennt eine Anekdote zu einer bestimmten Ulme, die vor gut 20 Jahren am Wall gefällt werden sollte, weil ihr der Splintkäfer das Lebenslicht ausgebohrt hatte. „Wir hatten eine Firma beauftragt“, erinnert er sich. Die Mitarbeiter seien an dem Baum schier verzweifelt. „Die hatten kaum die Säge angesetzt, schon war das Blatt stumpf“, erzählt Höcker und lacht. Am Ende wurde die Sache für die Firma richtig teuer. „Die haben bestimmt 20 Sägeblätter verbraucht, bis der Baum endlich lag.“ Der Grund: „Der Stamm war gespickt mit Granatsplittern aus dem Zweiten Weltkrieg.“ (hazl)
© 2012 Neue Westfälische
09 - Herford, Freitag 10. August 2012
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Das Ulmensterben ist traurig und ich möchte es nicht tatenlos hinnehmen. Darum habe ich von einer der Ulmen am Deichtorwall 11 Stecklinge gepflanzt, da sie ja vielleicht resistent sind.
AntwortenLöschenVielleicht liegt der Nicht-Befall auch am Efeu, welches die alten Stämme umrankt, bzw. dessen Gift. Das möchte ich ausprobieren.
Wer einen Steckling abhaben möchte, kann mir dies schreiben an: rolandspr@t-online.de