Baumart: Schwarzkiefer (Pinus nigra ssp. nigra)
Zeit: August 2012
Fotos: Meiko Haselhorst (NW)
Knorrige Typen
IN HERFORD VERWURZELT (9): Von Pinien, Latschen und Föhren – Kiefer ist nicht gleich Kiefer
VON MEIKO HASELHORST
Herford. Wenn es um Bäume geht, lässt Karin Höcker meistens
ihren Mann Uwe sprechen. Aber beim Stichwort Kiefer fällt ihr doch was ein:
„Hier!“, sagt sie und wirft eine Tube „Gehwohl Fusskraft“ auf den Küchentisch.
„Da habt ihr Kiefern.“ Baumexperte Uwe Höcker schüttelt den Kopf. „Das hat mit
unseren Kiefern nichts zu tun. Die kleinen krüppeligen Latschenkiefern wachsen
ganz hoch oben in den Alpen – da, wo keine anderen Bäume mehr wachsen.“
Dass Kiefer nicht gleich Kiefer ist, wird auch bei einem
Spaziergang über den Friedhof „Ewiger Frieden“ deutlich. Hierzulande sind
Waldkiefer und Österreichische Schwarzkiefer die häufigsten Formen. „Eine
typische Kieferngegend ist Herford allerdings nicht, dafür ist die Erde hier zu
gut“, sagt Höcker. Der Baum bevorzuge sandige Böden, etwa so wie in der Senne.
Auf dem Ewigen Frieden scheint etwas Sand im Boden zu sein.
„Das da ist eine Österreichische Schwarzkiefer, die kommt nicht von hier“, sagt
Höcker und weist in Richtung Süden. „Und das hier“, fügt er an und zeigt in das
knorrige Geäst, das über uns in den Himmel ragt, „das sind Waldkiefern, die
gehören tatsächlich hierher.“ Der Boden ist übersät mit Zapfen. „Je mehr der
Baum davon trägt, desto kleiner sind die Früchte“, erklärt Höcker.
Insgesamt unterscheidet man zwischen 100 verschiedenen
Kiefernarten. „Unter den Nadelbäumen ist sie die artenreichste Gattung“, sagt
Höcker. In manchen Gegenden, ergänzt er, wird sie auch Latsche oder Föhre
genannt. „Und auch die in Südeuropa so häufige Pinie ist nichts anderes als
eine Kiefernart.“
Die Waldkiefer hat weniger Äste im unteren Bereich des
Stammes als die Schwarzkiefer. „Außerdem hat die Schwarzkiefer insgesamt eine
dunklere Färbung“, nennt Höcker die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale.
Während die wilde Waldkiefer schon immer hier war, ersetzte die Schwarzkiefer
in den 60er Jahren als „moderner Baum“ die serbische Fichte. „Die Leute, die
sie in ihre Gärten pflanzten, wussten wahrscheinlich nicht, wie groß die Kiefer
wird“, sagt Höcker und lacht. „Bis zu 45 Meter hoch. Und bei günstigen
Bedingungen 600 Jahre alt.“
Und dieses kleine Krüppelgewächs auf einer Mauer in Höckers
Garten? „Das ist eine Latschenkiefer“, sagt er. Aber wachsen die nicht nur in
den Alpen? „Wenn man sie hier pflanzt, wächst sie auch hier – so schön klein
und krüppelig ist die aber nur, weil wir sie beschneiden.“
© 2012 Neue Westfälische
09 - Herford, Mittwoch 29. August 2012
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