Ort: Aawiesenpark
Baumart: Riesenmammutbaum
Zeit: August 2012
Foto: Meiko Haselhorst (NW)
Von Riesen und Urweltbäumen
IN HERFORD VERWURZELT (7): Mammutbäume und Sumpfzypressen
VON MEIKO HASELHORST
Herford. Im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien stehen sie, die legendären Mammutbäume – bis zu 4.000 Jahre alt, 80 Meter hoch, mit einem Stammdurchmesser von acht bis neun Metern. Das einzige Herforder Exemplar des Bergmammutbaums [oder Riesenmammutbaums], wie die Art aus Kalifornien richtig heißt, steht ebenfalls in einem Park: in den Aawiesen. Die Zahlen zum Baum sind nicht ganz so furchteinflößend.
„Dafür, dass er erst knapp 40 Jahre alt ist, ist er aber schon ganz schön beeindruckend“, sagt Baumexperte Uwe Höcker. Tatsächlich: In der Höhe überragt der „Jüngling“ bereits jetzt die etwa 15 Meter hohen Pionierpappeln, die in seiner unmittelbaren Nachbarschaft stehen.
Höcker hat den Baum in seiner Zeit als Mitarbeiter des städtischen Garten- und Friedhofsamtes einst selbst pflanzen lassen. „Ich wollte den Herfordern zeigen, was für interessante Bäume es in der Welt gibt“, erklärt der Rentner. Angst, dass der Einwanderer einheimische Arten verdrängen könnte, hatte der Baumexperte weder damals noch heute.
„Soweit ich weiß, sät sich der Baum hierzulande nicht selbst aus. Und Wurzelbrut betreibt er auch nicht“, sagt Höcker. Und so kommt es, dass der Aawiesen-Baum bis heute der einzige öffentliche Bergmammut Herfords ist, den er kennt.
„Enge Verwandte gibt es allerdings eine ganze Menge“, sagt Höcker. „Da kommt es oft zu Verwechslungen.“ So gehöre die Sumpfzypresse, die in Herford an vielen Stellen wächst, zur gleichen Familie, unterscheide sich allerdings in der Beschaffenheit von Laub und Rinde. Während der Bergmammut eine schwammige Außenhaut hat, mit der er sich bei Waldbränden vor Feuer schützt, ist die Borke der immergrünen Sumpfzypresse härter. Ihr Laub erinnert ein wenig an Möhrenkraut – das des immergrünen Bergmammuts eher an eine klassische Konifere aus einem deutschen Vorgarten.
Der Baum, ursprünglich beheimatet in den Südstaaten Nordamerikas, wurde 1640 nach Europa eingeführt, die meisten Herforder Exemplare dürften so um die 100 Jahre alt sein. „Der Baum war zu jener Zeit offenbar in Mode“, sagt Höcker. [Ein besonders stattliches Exemplar steht direkt am Eingang des Aawiesenparks vom Wall her, zugleich also am Beginn der Straße "Unter den Linden" - begleitet von einem Ginkgo und einer Hängebuche. Die Sumpfzypresse dort ist als Naturdenkmal eingetragen. Jens J. Korff]
Noch abenteuerlicher ist die Geschichte des Urwelt-Mammutbaums, der als Fossil bereits in Steinkohleschichten entdeckt wurde. „Bis 1941 galt er als ausgestorben, dann wurde er in China wiederentdeckt“, erzählt Höcker. Kurz danach kamen offenbar auch ein paar Samen oder Setzlinge nach Herford – in einer Kleingarten-Anlage in der Neustadt stehen einige große Urwelt-Mammuts um einen Teich herum. „Ich nehme an, dass die Leute eigentlich Sumpfzypressen pflanzen wollten.“ Die Ähnlichkeit ist so groß, dass selbst er genau hinsehen muss.
© 2012 Neue Westfälische
09 - Herford, Freitag 17. August 2012
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